Stealthing? Nie gehört? Ist aber eine Straftat!
Wenn Männer heimlich und ohne das Einverständnis der anderen Person während des Geschlechtsverkehrs das Kondom abstreifen, gilt das als Straftat. Oft sind Frauen betroffen - es kann aber Menschen jedes Geschlechts treffen.
STEALTHING IST SEXUELLER ÜBERGRIFF
Das Phänomen nennt sich Stealthing (engl. Heimlichkeit, List) – die Masche ist hinterlistig: Beim einvernehmlichen Sex zieht der Mann unbemerkt das Kondom ab und macht ungeschützt vor Schwangerschaft und Geschlechtskrankheiten weiter.
Ende 2022 hat der Bundesgerichtshof (BGH) die Strafbarkeit von Stealthing in einem Beschluss bestätigt. Danach wird das heimliche Abstreifen oder Durchlöchern von Kondomen als sexueller Übergriff bewertet.
NEIN HEIßT NEIN
Diese Einschätzung folgt dem Prinzip "Nein heißt Nein". Heute lautet Paragraf 177 StGB: "Wer gegen den erkennbaren Willen einer anderen Person sexuelle Handlungen an dieser Person vornimmt …, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft."
Stealthing erfüllt den Tatbestand des sexuellen Übergriffs gemäß § 177 Abs. 1 StGB, wenn der Täter das Opfer nicht nur gegen dessen Willen in ungeschützter Form penetriert, sondern im weiteren Verlauf des ungeschützten Geschlechtsverkehrs darüber hinaus in den Körper des bzw. der Geschädigten ejakuliert.
SCHUTZ VOR STEALTHING
Die Absprache, dass ein Kondom benutzt werden muss, ist schwer zu beweisen. Es gibt also wenig Möglichkeiten, sich gegen Stealthing zu wehren. Eine Kontrolle ist daher immer gut.
- Brich den Sex sofort ab, wenn Du bemerkst, dass das Kondom unabgesprochen entfernt wurde.
- Da einige Stealther das Kondom durchlöchern, sollte möglichst auf eigene Kondome zurückgegriffen werden.
- Falls man seinen Sexpartner als Stealther entlarven kann, unbedingt eine Anzeige bei der Polizei stellen.
DAS KÖNNEN OPFER TUN
Betroffene Mädchen/Frauen und Jungs/Männer sollten umgehend einen Arzt aufsuchen und eine Anzeige bei der Polizei machen. Dort werden Dir auch Hilfeeinrichtungen und Beratungsstellen in Deiner Nähe genannt. Dafür kannst Du Dich an jede Polizeidienststelle wenden.
Betroffene können sich bei kostenlosen Hilfetelefonen melden:
"Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen" unter der Nummer 116 016
„Hilfetelefon Gewalt an Männern“ unter der Nummer 0800 123 9900
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